Aktualisierte Fassung des Schulentwicklungsplans zeigt Handlungsbedarf. Das Bezirksamt Lichtenberg stellte der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 17. Juni 2021 den aktualisierten Schulentwicklungsplan (SEP) für die Schuljahre bis 2025/26 vor.

Der SEP dient dem Bezirksamt dazu den Bedarf an Schulplätzen und Kapazitäten für die nächsten Jahre abzuschätzen. Er ist Planungsgrundlage, Orientierungshilfe und Frühwarnsystem zugleich, wie es heißt. Es fließen u. a. aktuelle Schülerzahlen ein, die Anzahl der Kinder, die im Prognosezeitraum schulpflichtig werden, die Bevölkerungsprognose des Senats und der mögliche Bedarf aufgrund Wohnungsneubau.

Die meisten Grundschulen in Lichtenberg nehmen mehr Schülerinnen und Schüler auf, als ursprünglich geplant. In vielen Klassen werden mehr als die eigentlich vorgesehenen 24 Schülerinnen und Schüler unter-richtet. Einzelne Schulen werden im aktuellen Schuljahr 2021/22 nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler ihres Einschulungsbereiches aufnehmen können. Für sieben von acht Grundschulen im Wahlkreis 3, bzw. auch für angrenzende Grundschulen, prognostiziert das Bezirksamt steigende Schülerzahlen, siehe Grafik 1 und Grafik 2. An einigen Grundschulen wird sich die Situation noch weiter zuspitzen.

Grafik 1 zeigt die Prognose des Bezirksamt Lichtenberg zur Entwicklung der Schülerzahlen an den Grundschulen in Alt-Hohenschönhausen Süd und Fennpfuhl bis 2025/2026.
Quelle: Schulentwicklungsplan BA Lichtenberg 2019/20 bis 2025/26, Stand 04/2021, eigene Darstellung

Der Anstieg der Schülerzahlen führt bis ins Schuljahr 2025/26 zu einem hohen Defizit an Grundschulplätzen an der Grundschule am Roederplatz (es fehlen: 333 Plätze), Grundschule am Wilhelmsberg (237), der Sonnenuhr-Grundschule (219), der Brodowin Grundschule (215), und der Bürgermeister-Ziethen-Grundschule (193). Für die Adam-Ries-Grundschule weist die Prognose für das Schuljahr 2024/2025 noch ein Defizit von 105 Plätzen aus, im darauffolgenden Schuljahr soll ein Überhang von 27 bestehen. Die Zahlen berücksichtigen bereits die Plätze neu errichteter Grundschulen und andere Maßnahmen zur Kapazitätserweiterung. Darunter zählt zum Beispiel die Reaktivierung des Schulgebäudes in der Paul-Junius-Straße 69 als Grundschulstandort.

Grafik 2: Prognose des Bezirksamt Lichtenberg zur Entwicklung der Schülerzahlen an den Grundschulen in Friedrichsfelde-Nord und Nibelungenviertel bis 2025/2026.
Quelle: Schulentwicklungsplan BA Lichtenberg 2019/20 bis 2025/26, Stand 04/2021, eigene Darstellung

Mit dem neuen Quartier auf dem BVG Parkplatz (Siehe Artikel „Neues Quartier auf dem Gelände des BVG-Busplatzes“) soll frühestens zum Schuljahr 2027/2028 eine weitere Grundschule in Fennpfuhl den Betrieb aufnehmen. Die Planung einer Grundschule im Rosenfelder Ring sieht bei einer Investitionssumme von 25 Mio. Euro die Fertigstellung für das Jahr 2030 vor. Im SEP konstatiert das Bezirksamt das Offensichtliche: „Es wird nicht gelingen, (…) alle Herausforderungen zu lösen.“ Man zeigt sich aber optimistisch: „Aufgrund schulorganisatorischer Maßnahmen sollte es aber gelingen, eine angemessene Beschulung zu gewährleisten.“ Angesichts der dramatischen Zahlen darf diese Einschätzung angezweifelt werden.

Aktuell erleben wir die Folgen der Sparjahre der 2000er Jahre. Klaus Wowereit prägte den Satz: „Wir werden sparen, bis es quietscht.“ Landeseigentum wurde verkauft. Das Resultat: Eine Unterfinanzierung der Schulgebäude, über fast zwei Jahrzehnte. Schulstandorte wurden geschlossen, abgerissen und die Grundstücke verkauft oder umgewidmet. Kurzfristig konnten die Finanzen geschont werden. Aber heute stehen zu wenige (Grund-) Schulplätze zur Verfügung.

Unsere Kinder brauchen in den Schulen die besten Rahmenbedingungen. Bildung ist ein wichtiger Bestandteil, um die eigene Persönlichkeit auszubilden und ein selbst-bestimmtes Leben führen zu können. Damit genügend Schulplätze zur Verfügung stehen, müssen die Investitionen für Schulen erhöht werden. Es muss erst die notwendige soziale Infrastruktur gebaut und vorhanden sein, bevor weitere große Wohnquartiere entstehen. Auch über die Neuordnung großer Parkplatzflächen zu Gunsten von Grundschulen sollte nachgedacht werden. Lösungen können aber nur mit der Anwohnerschaft gefunden werden!

Senat und Bezirk müssen auch Geld in die Hand nehmen, um Grundstücke für Schulstandorte (zurück) zu kaufen. Sinkende Steuereinnahmen aufgrund Corona dürfen nicht dazu führen, dass Investitionen reduziert werden. Im Gegenteil, die aktuelle Krise zeigt, wie wichtig Investitionen in die Schulinfrastruktur sind. Investitionen in Schulen sind nachhaltige, sinnvolle gesellschaftliche Ausgaben für unsere Kinder.

Zu wenige Grundschulplätze – Defizit steigt bis 2025/2026 weiter an

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